sprachreif 2, Schülerbuch

Argumente finden und ordnen Nachdem die strittige Frage formuliert worden ist, fällt es leichter, unterschiedliche Argumente zum Thema zu finden. Für eine Erörterung kann es von Vorteil sein, Aspekte des Ausgangstextes zu übernehmen (insbesondere, wenn es sich um Argumente handelt). Achten Sie jedoch darauf, nicht einfach „abzuschreiben“, sondern eigene Formulierungen zu finden. A15 Lesen Sie den gekürzten Bericht Der Schatz – und die Mühen – der Vielfalt über den dialogisch-konfessionellen Religionsunterricht. Notieren Sie auf einem Blatt/in Ihrem Heft, welche Vorteile und welche Schwierigkeiten eines solchen Unterrichts im Text genannt werden. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 […] Grundsätzlich finanziert der Staat zwei Religionsstunden pro Woche. Nehmen weniger als zehn Schüler teil, die zugleich weniger als die Hälfte der Klasse darstellen, zahlt er nur noch eine. Finden sich nicht einmal drei Kinder in einer (auch klassen- oder schulübergreifenden) Gruppe, fallen diese um den Religionsunterricht um. Minderheiten wie die evangelischen Kirchen in Österreich müssen seit jeher um Schüler ringen, doch auch die katholische Kirche sieht sich tendenziell schrumpfenden Zahlen gegenüber. Zugleich wächst die religiöse Vielfalt in den Klassen − und auch die Zahl der Schüler ohne Bekenntnis. Um angesichts solcher Entwicklungen den konfessionellen Religionsunterricht zu bewahren und den Umgang mit Vielfalt zu fördern, hat man in Wien 2001 − nach deutschem Vorbild − den konfessionell-kooperativen Religionsunterricht (KoKoRu) gestartet, getragen von der Altkatholischen Kirche, den Evangelischen und Orthodoxen Kirchen sowie der katholischen Erzdiözese Wien. 2015/16 wurde schließlich in der Bundeshauptstadt der Modellversuch „dialogisch-konfessioneller Religionsunterricht“ gestartet. Die Idee dahinter: Alle christlichen Schülerinnen und Schüler einer Klasse sowie solche ohne Bekenntnis sollten gemeinsam ihre Dialogfähigkeit einüben und zugleich das Bewusstsein der eigenen Identität vertiefen. Die Kooperationsformen waren dabei unterschiedlich: An manchen Standorten gab es ein „Tandem“ in Form eines konfessionsübergreifenden Teamteachings zweier Religionslehrer, manchmal nur ein semesterweises Nacheinander („Semestertausch“) oder das „Gastmodell“, bei dem alle Schüler ausschließlich durch Religionslehrer einer Konfession unterrichtet wurden. Wie all das von den Beteiligten aufgenommen wurde, haben nun Thomas Krobath (evangelischer Religionspädagoge sowie Vizerektor der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems) sowie Doris Lindner (ebenfalls KPH) evaluiert. Dazu wurden an vier Standorten Schüler-Gespräche geführt, Religionslehrkräfte interviewt bzw. um Projekt-Tagebücher gebeten und Eltern sowie Schulleitungen befragt. Die Ergebnisse sind durchaus aufschlussreich: So sprachen sich die Schülerinnen und Schüler größtenteils für dieses Modell aus (und zwar möglichst in Form des Teamteachings von Lehrern aller betroffenen Konfessionen), weil man durch die authentische Begegnung mit Andersglaubenden mehr über sich selbst und die anderen lernen könne, Vorurteile geringer würden und es positive Auswirkungen auf das Klassengefüge gäbe. (Wobei auch bedauert wurde, dass muslimische Klassenkollegen bei diesem Modell nicht mitmachen konnten.) Zugleich reagierten die Schüler aber auch sehr sensibel auf Unterrichtsveränderungen, etwa wenn sie sich bei einer anders konfessionellen Religionslehrerin nicht aufgehoben und in ihrer eigenen Konfessionalität nicht respektiert fühlten. 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 Der Schatz – und die Mühen – der Vielfalt Von Doris Helmberger-Fleckl | 07.09.2017 Beim „dialogisch-konfessionellen Religionsunterricht“ sollen alle christlichen Schüler (und solche ohne Bekenntnis) gemeinsam über sich und andere Konfessionen und Religionen lernen. Eine erste Evaluation zeigt die Vorzüge, aber auch die Schwierigkeiten dieses Modells. 43 Schriftliche Kompetenz Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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