BioTOP 2, Schulbuch

60 Flechten Arbeitsheftseite 31 Flechten sind Überlebenskünstler. Sie kommen fast überall vor und wachsen zB an Hausmauern, Steinen und Bäumen ( B 1). Pilz, Pflanze oder Lebensgemeinschaft? Flechten wurden lange Zeit zu den Pflanzen gezählt. Heute wissen wir, dass sie eine Symbiose (Lebensgemeinschaft) aus Algen und Pilzen sind. Diese Symbiose bringt beiden Partnern Vorteile. Mithilfe des Mikroskops kann man erkennen, dass eine Flechte aus einem Geflecht von feinen Pilzfäden besteht. Zwischen den Pilzfäden liegen Algen ( B 2). Durch die Symbiose zwischen Algen und Pilzen entstehen Lebewesen mit neuen Eigenschaften. Flechten können daher an Orten wachsen, wo Algen oder Pilze allein nicht überleben könnten. Die Pilze versorgen die Algen mit Wasser und Mineralsalzen. Außerdem verankern sie die Flechte am Untergrund und geben ihr die Form. Zudem werden die Algen durch die Pilzfäden vor zu hellem Sonnenlicht geschützt. Die Pilze können jedoch selbst keine Nährstoffe herstellen. Dafür benötigt die Flechte die Algen. Sie erzeugen durch die Fotosynthese die zum Überleben notwendigen Nährstoffe. Flechten sind Pioniere Flechten können auf unterschiedlichen Untergründen wachsen. Man findet sie zB auf Steinen, Baumrinden, Hausmauern, Dächern und rostigen Metallen. Sie sind oft die ersten Lebewesen, die einen Standort besiedeln. Deswegen werden sie als Pioniere bezeichnet (Pionier bedeutet Wegbereiter). Sie wachsen sehr langsam – nur ein paar Millimeter im Jahr. Daher können sie vor allem dort überleben, wo sie nicht von Moosen oder anderen Pflanzen überwachsen werden. Flechten sind widerstandsfähig gegen Kälte, Hitze und Austrocknung. Manche Arten am Südpol halten Temperaturen von –45 °C aus. Andere Arten in der Wüste überleben bei bis zu +80 °C. Durch ihre Widerstandsfähigkeit können sie sehr alt werden. Es wurden schon Flechten gefunden, die über 4 500 Jahre alt sind. Sie zählen damit zu den ältesten Lebewesen der Erde. Flechten traten erstmals vor etwa 600 Millionen Jahren auf. Alle Flechten scheiden Säuren aus. Diese Säuren können Gestein auflösen, Holz wird davon jedoch nicht geschädigt. Durch die Säuren wird das Gestein für Pflanzen vorbereitet. Die Pflanzen finden mit ihren Wurzeln zwischen den zerstörten Gestein Halt. So erhalten sie dank der Flechten neuen Lebensraum. Die Fähigkeit der Flechten als Pioniere zeigt sich in den Gletschergebieten der Berge. Durch den Klimawandel erwärmt sich die Erde zunehmend und die Gletscher schmelzen. Dabei wird Gestein frei, das zunächst von Flechten besiedelt wird. Je länger das Gestein eisfrei ist, desto mehr Flechten wachsen dort und desto größer werden sie. Daher können Flechten wie die Landkartenflechte ( B 3) zur zeitlichen Bestimmung des Gletscherrückgangs genutzt werden. B 1 Eine Laubflechte (Gelbe Wandschüsselflechte) an einem Baum Alge Pilzfäden B 2 Der Aufbau einer Flechte B 3 Die Landkartenflechte, eine Krustenflechte B 4 Die Sporenträger der Echten Becherflechte, einer Laubflechte Zusatzmaterial 2a7mp8 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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