global 8. Geographie und Wirtschaftskunde, Schülerbuch

77 Politische Gestaltung von Räumen untersuchen planung entwirft wiederum den Plan zur Nutzung des Bodens und führt dieses Konzept durch die Festsetzung der Nutzung um. Raumordnung und Raumplanung werden in Österreich von verschiedenen Verwaltungsebenen mit unterschiedlichen Kompetenzen wahrgenommen. Im Unterschied zu anderen Ländern agiert der Bund nur im Rahmen der Bundeskompetenzen, dh er wird nur tätig auf Grund der sektoralen Zuständigkeiten (zB Bundesstraßen und Schulen), während die Länder gesetzliche Grundlagen zur örtlichen, aber auch überörtlichen Raumordnung erlassen. Dadurch gibt es in Österreich auch neun unterschiedliche Raumordnungen. Die Umsetzung der örtlichen Raumplanung wird schließlich von den Gemeinden mittels unterschiedlicher Instrumente ausgeführt. ÖROK Damit ein regelmäßiger Austausch zwischen Bund, Ländern, Gemeinden und Wirtschafts- und Sozialpartnern mit beratender Funktion stattfinden kann, wurde die Österreichische Raumordnungskonferenz, kurz ÖROK, gegründet. Die Hauptaufgabe der ÖROK ist die Entwicklung, Weiterführung und Konkretisierung des für die Raumordnung grundlegenden Österreichischen Raumentwicklungskonzeptes, kurz ÖREK, das ungefähr alle zehn Jahre überarbeitet wird. Es gilt als Steuerungsinstrument für alle österreichischen Regierungsebenen für die räumliche Entwicklung des Landes. Zusätzlich erarbeitet die ÖROK auch Beiträge zur Raumforschung, wie die Raumordnungsberichte, den ÖROK-Atlas sowie Prognosen zu raumrelevanten Themen, und führt zudem eine eigene Schriftenreihe, in der diese Beiträge publiziert werden. EUREK Als Mitgliedstaat der Europäischen Union ist Österreich auch im Europäischen Raumentwicklungskonzept, kurz EUREK, vertreten. Als Grundidee gilt die Verständigung auf gemeinsame räumliche Ziele und Leitbilder für die zukünftige Entwicklung des Territoriums der Europäischen Union. Dabei sollte insbesondere die ausgewogene und nachhaltige Entwicklung des EU-Raumes im Vordergrund stehen. Um diese gewährleisten zu können, erkannte man die Notwendigkeit der über nationale Grenzen hinweg wirkenden Zusammenarbeit regionaler und lokaler Gebietskörperschaften. Das EUREK dient lediglich als politischer Orientierungsrahmen für die Mitgliedstaaten. Damit ergeben sich keine neuen Kompetenzen auf EU-Ebene, was bedeutet, dass es für die Mitgliedstaaten rechtlich nicht bindend ist. Österreich baut sich zu Der Flächenverbrauch schreitet seit Jahren voran. Statt verbindlicher Vorgaben gibt es von der Politik nur Bekenntnisse. Die Umweltschutzorganisation WWF fordert deshalb einen Bodenschutz-Vertrag für Österreich. Wo vorher Felder waren, klafft nun ein grauer Parkplatz in der Landschaft. Produktive Böden verschwinden unter Gewerbeparks. Einfamilienhäuser entstehen auf der grünen Wiese. Für Skipisten, Lifte und Wasserspeicher wird Erdreich weggebaggert. Österreich verliert immer mehr kostbare Fläche: 2019 waren es laut der Umweltschutzorganisation WWF 13 Hektar pro Tag. Zahlen wie diese werden in der Regel mit der Größe von Fußballfeldern verglichen, damit man sie sich besser vorstellen kann. Ein anderer Vergleich macht es noch deutlicher. Alle zehn Jahre wird eine Fläche von der Größe Wiens verbaut. Die Problematik ist der Politik seit Jahren bekannt. Doch bisher gab es nur Bekenntnisse. 2002 etwa legte die Regierung eine Nachhaltigkeitsstrategie fest. Bis 2010 sollte der Verbrauch auf maximal 2,5 Hektar pro Tag reduziert werden. Das Ziel wurde allerdings weit verfehlt. 42 000 Hektar wurden seither zu viel verbraucht. Seit 2010 ist der Flächenverbrauch zwar gesunken, doch er ist immer noch viel zu hoch. Man könnte nun sagen, dass die Bevölkerung wächst und deshalb einfach mehr Platz braucht. Doch der Flächenverbrauch steigt mehr als doppelt so schnell wie die Bevölkerung. Seit 2001 nahm der Flächenverbrauch um 27 Prozent zu, die Bevölkerung aber nur um 10,4 Prozent. In einem Bericht der Statistik Austria bewerten Experten diese Entwicklung als „eindeutig negativ“. (…) Die Treiber für den starken Flächenfraß in Österreich sind vielfältig. Die Zersiedelung spielt eine große Rolle. Menschen ziehen an die Ortsränder, Gemeinden fransen so immer weiter in die umliegende Landschaft aus. Um die Menschen anzubinden, müssen immer mehr Straßen gebaut werden. In der Folge wächst der Verkehr und mit ihm die Emissionen. Österreich hat mit 15 Metern Straße pro Kopf eines der dichtesten Straßennetze Europas. Zum anderen sind große Gewerbeparks und Shopping Center verantwortlich dafür, dass immer mehr Flächen verloren gehen. Raumplaner sprechen von „Donut-Dörfern“, wenn Ortskerne aussterben und ihre Ränder wachsen. Seit 2000 hat sich die Anzahl der Shopping Center in Österreich von 113 auf 264 mehr als verdoppelt. „Das ist ein Versagen der überregionalen Raumplanung“, kritisiert Schachinger. (https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/ oesterreich/2092260-Oesterreich-baut-sich-zu.html, 9. 2. 2021, abgerufen am 20. 5. 2022) M2 Flächeninanspruchnahme in Österreich 1 Beurteilen Sie die Sinnhaftigkeit der Raumplanung und Raumordnung. 2 Bewerten Sie M1. Sind Sie der Meinung, dass Neubauten inmitten einer historisch gewachsenen Stadt das Ortsbild verändert? Begründen Sie Ihre Aussage. 3 Nehmen Sie Stellung zum folgenden Kommentar eines Lesers von M2: „Im privaten Bereich läuft es schon seit Jahren gleich. Braucht ein Bauer Geld, geht er zum befreundeten Bürgermeister, schmiert diesen und der lässt es dann umwidmen. So bekommt jeder, was er will.“ } } } Nur zu Prüfzwecken – Ei entum des Verlags öbv

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