querdenken 3 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

156 Gewalt, Gefühle und Einstellungen Individuum Entdeckung des „Individuums“ Den Begriff des Individuums gibt es seit dem Renaissance-Humanismus. Die Menschen begannen sich mehr mit sich selbst zu beschäftigen. Persönliche Verwirklichung rückte immer mehr ins Zentrum, weshalb die Menschen Einschränkungen und Unterdrückung nicht mehr ohne Widerspruch in Kauf nahmen. Auch Kunst und Wissenschaft widmeten sich dem Menschen als Individuum. Bis in die Zeit des Renaissance-Humanismus hatte jeder Mensch eine vorgegebene Rolle in der Gesellschaft zu erfüllen, Platz für Individualismus gab es kaum. Während in unserer heutigen Gesellschaft der Individualismus als eine erstrebenswerte Eigenschaft gesehen wird, setzte man sich in der Neuzeit durch außergewöhnliches Verhalten der Gefahr des Ausschlusses aus der Gesellschaft aus. Die Darstellung des Individuums Ab der Renaissance wuchs das Interesse an individuellen Porträts. Vor allem Adelige, Bankiers oder Kaufleute ließen sich darstellen. ››Die Gemälde sollten sowohl das wirkliche Aussehen der Dargestellten zeigen als auch gleichzeitig idealisiert und dem jeweiligen Schönheitsideal angepasst sein. ››Da es in der Renaissance (und auch danach) sehr teuer war, ein Gemälde anfertigen zu lassen, gibt es aus jener Zeit sehr wenige Bilder von Personen, die nicht dem Adel oder dem Bürgertum angehörten. ››Heute wird der Begriff „Individuum“ sehr unterschiedlich verwendet. 1. Mensch als Einzelwesen [in seiner jeweiligen Besonderheit] 2. (oft abwertend) Mensch von zweifelhaftem Charakter; in irgendeiner Hinsicht negativ eingeschätzte Person 3. (Biologie) einzelnes pflanzliches oder tierisches Lebewesen [als Vertreter seiner Spezies] 4. (Chemie) kleinstes chemisches Teilchen jeglicher Art A1 • Wähle eines der Porträts aus und beschreibe es. • Stelle es anschließend einem zweiten Bild gegenüber. Nenne mindestens drei Unterschiede. • Überprüfe mögliche Bewertungen der Maler in den gewählten Darstellungen. (HMK) Raffaelo Santi, Bildnis der Elisabetta Gonzaga, Öl auf Holz, 1504/06, Galleria degli Uffizi (Florenz, Italien) Jean Marc Nattier, Porträt Zar Peters des Großen, Öl auf Leinwand, 1717, Residenzmuseum (München, Deutschland) J. F. L. Reinhold, Bürgerliches Ehepaar, Aquarell mit Deckweiß, 1790, Staatliche Kunstsammlungen (Weimar, Deutschland) F. M. Slawjanski, Familienporträt, Öl auf Leinwand, 1852, Staatliche TretjakowGalerie (Moskau, Russland) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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