querdenken 3 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

36 Neuzeitliche Kulturen Absolutismus L’état c’est moi – Der Staat bin ich Vom 15. Jh. an strebten Herrscherinnen und Herrscher danach, ihren Machtbereich zu vergrößern. Im 17. Jh. entmachtete der französische König Ludwig XIV. Adel und Kirche, indem er u. a. die Generalstände (Vertretung aller französischen Stände) nicht mehr einberief, wichtige Positionen neu besetzte (z. B. Finanzminister) oder nicht mehr nachbesetzte (z. B. Erster Minister). Damit vereinte er alle Macht in seiner Person. Er erließ die Gesetze, war oberster Richter und hatte den Oberbefehl über das Heer. Es gab keine Gewaltenteilung (vgl. Grafik auf S. 51). Er fühlte sich als König aus Gottes Gnaden und niemandem gegenüber verpflichtet – außer Gott. Alle Menschen waren seine Untertanen und mussten ihm unbedingt gehorchen. Er regierte also absolut und war an seine Gesetze nicht gebunden. PPAbsolutismus: von lat. legibus absolutus = von den Gesetzen losgelöst, uneingeschränkt PPLudwig XIV. (1638–1715): stammte aus dem Geschlecht der Bourbonen; bereits im Alter von fünf Jahren französischer König; zunächst regierten seine Mutter und Kardinal Mazarin für ihn; förderte die Künste und Wissenschaften; durch seine kriegerische Außenpolitik wurde Frankreich zur europäischen Großmacht Anna von Österreich mit dem Dauphin (Thronerben) Ludwig, Gemälde, vor 1643 ››Ludwig XIV. wird auch der Sonnenkönig genannt. Sein Symbol war die Sonne. Dieses lässt sich in Versailles oftmals finden. Schlossgitter mit dem Sonnensymbol in Versailles (Rekonstruktion), Foto, 2008 O S. 45, Ü4 BASISKONZEPT – MACHT Macht spielt praktisch in allen Formen des menschlichen Zusammenlebens eine Rolle. Der Begriff ist sehr vielschichtig. Macht kann sowohl von Personen als auch von Institutionen und mit unterschiedlichen Mitteln ausgeubt werden. Sie wird als Beherrschung von anderen oder Einflussnahme auf andere, aber auch als Möglichkeit und Fähigkeit zum unabhängigen Handeln gesehen. Dies kann sich einerseits innerhalb einer Gesellschaft und sozialer Beziehungen (z.B. Familie) zeigen, andererseits in Bereichen wie Konflikt, Expansion und Krieg. Die Ausubung von Macht kann auf unterschiedliche Arten zustandekommen: entweder demokratisch durch Wahlen oder in Form von Umstürzen, Revolutionen etc. A7 • Arbeite die von Bischof Bossuet genannten Gründe heraus, die seiner Meinung nach absolutes Herrschen rechtfertigen. • Analysiere das Gemälde von Ludwig XIV. Schritt für Schritt. • Arbeite an dem Gemälde Symbole der Macht heraus. (HMK) M1 Hyacinthe Rigaud, Ludwig XIV., Gemälde, 1701, Musée du Louvre (Paris, Frankreich) Alle Welt beginnt also mit der monarchischen Staatsform […] Die Menschen werden allesamt als Untertanen geboren, und die väterliche Autorität, die sie an den Gehorsam gewöhnt, gewöhnt sie zugleich daran, nur ein Oberhaupt zu kennen […] [D]ie monarchische Staatsform […] ist […] die dauerhafteste und damit auch die stärkste […]; niemals […] ist die Einheit besser gewahrt als unter einem einzigen Oberhaupte […] Die Fürsten handeln also als Gottes Diener und Statthalter auf Erden. Durch sie übt er seine Herrschaft aus […] Die königliche Gewalt ist absolut. Bossuet, Politique, 1709, S. 450 f. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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