querdenken 3 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

37 Neuzeitliche Kulturen Leben am Hof des französischen Königs Ludwig XIV. holte die Adeligen an seinen Hof, um sie besser kontrollieren zu können. Sie dienten aber auch zur Präsentation seiner Macht. Zu ihrer Unterhaltung gab es viele Vergnügungen (z. B. Jagden, Musik- oder Theateraufführungen und prunkvolle Feste). Während das aufwendige Leben am Hof sehr viel Geld verschlang, lebten Millionen Menschen in Frankreich in großer Armut. Das tägliche Leben des Königs fand größtenteils vor seinem Hofstaat statt und war durch das Hofzeremoniell streng geregelt. So wurde beispielsweise über das tägliche Morgenritual des Königs berichtet: PPHofstaat: auch Hof oder Höfische Gesellschaft genannt; alle Personen, die eine regierende Adelige bzw. einen regierenden Adeligen umgeben; wohnt ebenfalls am Regierungssitz PPHofzeremoniell: auch Hofetikette genannt; regelte die Verhaltensweisen bei alltäglichen Handlungen und Feierlichkeiten an Adelshöfen Paradebett, offizielles Schlafzimmer von Ludwig XIV. in Versailles, Foto, 2008 ››Trotz des prunkvollen Lebensstils war das Leben am Hof nicht besonders komfortabel. Die Räume waren schlecht zu heizen, es gab kein fließendes Wasser und anstelle von Toiletten mussten die Höflinge Nachttöpfe verwenden. Um acht Uhr früh […] weckte der erste Kammerdiener den König […] Inzwischen waren die Prinzen des königlichen Hauses […] eingetreten […] Ehe der König aufstand, wurden ihm zwei Perücken zur Auswahl vorgehalten, und wenn er seinen Schlafrock […] angezogen hatte, nahm er […] auf einem Sessel Platz […] Es kamen die vier Kabinettsekretäre, die Vorleser, Apotheker, Ärzte, die Silberbewahrer, einige Offiziere und Kammerdiener. Nachdem der König eine kleine Perücke aufgesetzt hatte, verlangte er den Eintritt der Kammer: Es erschienen die Kammerherren […] [D]er König zog seine Strümpfe und Hosen an […]; einige Pagen banden ihm die Schuhe zu […] Dann zog er sein Nachthemd aus […] [und] verlangte sein Taghemd. Die Darreichung dieses Kleidungsstückes bildete einen Höhepunkt der ganzen Kultushandlung: das Recht, dem König das Hemd zu reichen, stand […] [dem Bruder], den Söhnen und Enkeln des Königs zu. Herzog von Saint-Simon, S. 1 f. Das morgendliche Ankleiden Ludwigs XIV., Farblithografie, 1904 (Berlin, Deutschland) A8 • Gib den Inhalt des Textes in eigenen Worten wieder. • Stelle das königliche Morgenritual deinem Tagesbeginn gegenüber. • Beurteile mithilfe der Textquelle, inwiefern die im Gemälde dargestellte Szene historisch belegbar ist. (HMK) M7 Viele europäische Fürsten wollten ebenfalls so leben und herrschen wie der französische König. So ahmten beispielsweise der Preußenkönig Friedrich II. oder die russische Zarin Katharina II. seinen Lebens- und Regierungsstil nach. Der Absolutismus wurde im 17. und 18. Jh. zur führenden Herrschaftsform in Europa. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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