querdenken 3 - Geschichte und politische Bildung, Schulbuch

98 Konflikte Der Dreißigjährige Krieg | extra Augsburger Religionsfriede 1555 wurde der Augsburger Religionsfriede geschlossen. Dieser galt im ganzen Heiligen Römischen Reich und beinhaltete folgende zentrale Bestimmungen: • Das katholische und das Augsburger Bekenntnis sind gleichberechtigt. • Der Landesherr bestimmt die Religion in seinem Land selbst. • Die Untertanen müssen die Konfession ihres Landesherren annehmen oder auswandern. Es gilt das Prinzip „cuius regio, eius religio“, das so viel bedeutet wie „wessen das Land, dessen die Religion“. Damit war der Streit zwischen den evangelischen Landesfürsten und Kaiser Karl V. bzw. den katholischen Reichsständen für längere Zeit geschlichtet. Martin Luther hatte ursprünglich nur eine Reform angestrebt, mit dem Augsburger Religionsfrieden war die Kirchenspaltung jedoch endgültig vollzogen. Ursachen und Beginn des Dreißigjährigen Krieges Trotz des Augsburger Religionsfriedens kam es zu Auseinandersetzungen. Katholische Fürsten befürchteten, dass sie bald nur mehr eine kleine Minderheit sein würden. Den evangelischen ging es ebenfalls um Macht: Sie wollten nicht nur von der katholischen Kirche, sondern insbesondere vom Kaiser unabhängig sein. Um sich gegen den Druck des Kaisers wehren zu können, schlossen sich die protestantischen Fürsten 1608 zu einem militärischen Bündnis zusammen, der „Union“. Die katholischen Landesfürsten gründeten die „Liga“. Viele Spannungen gab es in Böhmen, wo der Adel protestantisch war. Obwohl der böhmischen Bevölkerung 1609 die Religionsfreiheit zugesagt worden war, schränkte der katholische habsburgische Kaiser Ferdinand II. diese Rechte wieder ein. Als Reaktion auf die Haltung des Kaisers drangen evangelische Adelige in die Prager Burg ein und warfen drei habsburgische Beamte aus dem Fenster. Mit dem „Prager Fenstersturz“ begann der Dreißigjährige Krieg, der sich auf ganz Europa ausweitete. ››Die evangelische Ulrichskirche in Augsburg (im Vordergrund) war vor der Reformation der Eingang der katholischen Klosterkirche Sankt Ulrich und Afra (im Hintergrund). Dieses Miteinander erinnert bis heute an den Religionsfrieden in der Stadt. St. Ulrich und Afra, Foto, 2014 (Augsburg, Deutschland) ››Der Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618 gilt als der zweite Prager Fenstersturz. Daneben gibt es noch zwei weitere wichtige Ereignisse, die als Prager Fenstersturz bezeichnet werden: 1419 stürmten Anhänger des wegen des Vorwurfs der Ketzerei hingerichteten Jan Hus das Prager Rathaus und warfen den Bürgermeister und neun weitere Personen aus dem Fenster. 1948 starb der tschechoslowakische Außenminister Jan Masaryk nach einem Fenstersturz, dessen Gründe bis heute ungeklärt sind. O S. 114, Ü2 A3 • Recherchiere eine weitere Darstellung des Prager Fenstersturzes. • Vergleiche die beiden Darstellungen im Hinblick auf Personen, Örtlichkeit, Art und Weise der Gestaltung miteinander. • Formuliere eine Frage zum Prager Fenstersturz, die durch eine der beiden Darstellungen beantwortet wird. (HMK) T2 Prager Fenstersturz in der „Wahrhaftigen Zeitung“, Holzschnitt, 1618 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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