Zeitbilder 2, Schulbuch

Anwendungsbereich 5: Mittelalterliche Lebensformen 73 Das Herzogtum Österreich Streit um die Königskrone Im deutschen Königreich stritten die Königsfamilie der Staufer* und die Herzogsfamilie der Welfen* aus Bayern um die Königskrone. Der Babenberger Leopold V.* stand in diesem Kampf auf der Seite der Staufer. Dafür machte ihn der König zum Herzog von Bayern. Privilegium minus Dann aber versöhnten sich Staufer und Welfen, und diese bekamen Bayern zurück. Für diesen Verzicht wurden die Babenberger entschädigt: König Friedrich* machte im Jahre 1156 Österreich zum Herzogtum. Das „Privilegium minus“* („kleines Vorrecht“) ist die königliche Urkunde, in der dies festgehalten ist. Leopold V. Auf einem Kreuzzug (S.96 f.) hatte Herzog Leopold V. einen heftigen Streit mit dem machtbewussten englischen König Richard Löwenherz*. Als armer Pilger verkleidet zog Löwenherz auf dem Heimweg mit wenigen Begleitern durch Österreich, obwohl heimkehrende Kreuzfahrer nach damaligem Recht nicht angegriffen werden durften. In einer bescheidenen Herberge bei Wien wollte er sich ein Huhn braten, da wurden babenbergische Gefolgsleute auf den Königsring am Finger des angeblich armen Pilgers aufmerksam. Sie erkannten Löwenherz und nahmen ihn fest. England musste hohes Lösegeld zahlen. Damit baute Leopold V. die Befestigung von Wien aus und gründete neue Städte, zB Wiener Neustadt. Auch die rot-weiß-rote Fahne soll einer Legende nach auf den Kreuzzug zurückgehen: Leopolds weiße Uniform war blutgetränkt. Als er den Gürtel abnahm, war dort noch ein weißer Streifen. Im Jahre 1192 erhielt er durch eine Erbschaft das Herzogtum Steiermark. Erste Städte In den nächsten Jahrzehnten wurden die Städte im Herzogtum Österreich größer: Enns und Wien erhielten ein eigenes Stadtrecht. Der Babenbergerhof Am Hof der Babenberger in Wien gab es glänzende Feste und Ritterturniere. Der Minnesänger* Walther von der Vogelweide*, der bedeutendste Dichter dieser Zeit, war oft Gast des Herzogs. Ende der Babenbergerherrschaft Das Ende der Babenberger in Österreich kam Mitte des 13. Jh. mit Friedrich II. „dem Streitbaren“*, dem Sohn Leopolds VI. Friedrich stritt mit seinen Adeligen, dem Kaiser, der Stadt Wien und mit den Königen von Ungarn und Böhmen. Schließlich wurde er in einer Schlacht gegen die Magyaren getötet. M6 Bestimmungen aus dem Privilegium minus Q Wenn aber der oben erwähnte Herzog von Österreich und seine Frau kinderlos sterben, sollen sie die Freiheit haben, dieses Herzogtum demjenigen zu vererben, dem sie wollen. Aber der Herzog von Österreich muss von seinem Herzogtum nur dann zum allgemeinen Treffen mit dem Kaiser kommen, wenn dieses in Bayern stattfindet. Er muss sich auch nicht bei Militäraktionen beteiligen, außer wenn der Kaiser sie zufällig in Nachbargebieten Österreichs durchführt. (Privilegium minus von 1165) M7 Mittelhochdeutsches Liebeslied Q Nemt, vrouwe, disen kranz: alsô sprach ich zeiner wol getânen maget: „Sô zieret ir den tanz, mit den schœnen bluomen, als ir si ûfe traget. hete ich vil edele gesteine, daz müeste ûf iuwer houbet, ob ir mirs geloubet. sêt mîne triuwe, daz ichz meine.“ (Walther von der Vogelweide, 12. Jh., aufgezeichnet im Codex Manesse aus dem 14. Jh.) 1 Deute die einzelnen Buchstaben des OstarrîchiSchriftzuges (M2). Male ihn anschließend in deinem Heft nach. (HMK II) 2 Ordne in der Tabelle M3 die entsprechenden Wörter der beiden Dialekte mit Pfeilen einander zu. Ergänze in deinem Heft eine dritte Spalte für die entsprechenden Wörter aus deinem Heimatdialekt. (HSK II) 3 Arbeite aus der Karte M5 heraus, wann die Gebiete der heutigen österreichischen Bundesländer und dein Heimatbezirk unter babenbergische Herrschaft kamen. (HMK I) 4 Erkläre, warum die drei Bestimmungen aus dem Privilegium Minus (M6) für die babenbergischen Herzöge so wichtig waren. (HMK II) 5 Überprüfe die Darstellung der Gefangennahme des Richard Löwenherz (M4) mithilfe des Schulbuchtextes. Benenne Gemeinsamkeiten und Unterschiede. (HMK II) 6 Beschreibe den knienden Leopold V. (M1). Erkläre die Bedeutung der beiden Gegenstände in seinen Händen. (HMK II) 7 Diskutiert in der Klasse über die Vorgangsweise Leopold V. bei der Gefangennahme von Richard Löwenherz. (HFK III) 8 Fasse zusammen, was Walther von der Vogelweide in der ersten Strophe seines Liedes (M7) zu der Frau, die er hier anspricht, sagt. (HMK II) ca. 400 n. Chr. 1246 n. Chr. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=