Zeitbilder 2, Schulbuch

Anwendungsbereich 5: Mittelalterliche Lebensformen 85 Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner Patrizier Die Kaufleute wurden bald zur reichen Oberschicht (Patrizier*). Sie galten als Stadtadel, führten wie die Ritter ein Wappen und wohnten in den vornehmen, aus Stein gebauten Häusern. Sie allein durften Kleidung aus Samt und Seide sowie Pelze tragen. Anfangs hatten sie die gesamte politische Macht: Nur sie konnten in den Stadtrat (= Stadtregierung) und zum Bürgermeister gewählt werden. So bestimmten sie die Politik der Stadt, zB wofür die Steuereinnahmen verwendet werden sollten. Handwerker Handwerkerfamilien lebten in Holzhäusern in den engen, winkeligen und oft nicht gepflasterten Gassen. Im Erdgeschoß waren Küche und Werkstatt, wo Meisterinnen und Meister mit ihren Gesellen und Lehrlingen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang arbeiteten und die Waren verkauften. Sie wohnten meist auch im selben Haushalt. Arbeit nach Einbruch der Dunkelheit bei Kerzenlicht war wegen der Brandgefahr verboten. Eheleute arbeiteten gemeinsam. Die Steuern der Handwerker finanzierten die Aufgaben der Städte mit, daher wollten sie Anteil an der Stadtregierung. In vielen Städten kam es zu Auseinandersetzungen mit den Patriziern. „Stadtluft macht frei“ Mit der Entstehung neuer Städte ab dem 11. Jh. versuchten viele Menschen, der Grundherrschaft zu entkommen, und zogen in die Städte. Leibeigene (S.133) konnten nach „Jahr und Tag“ nicht mehr von ihren Grundherren zurückgefordert werden und waren damit frei. Viele, die ein freies Leben anstrebten, konnten dies nicht erreichen. Die Aufnahme in die Stadt kostete Geld, das Bürgerrecht war teuer. Neuzugezogene gerieten oft von einer Unfreiheit in die nächste. Sie lebten als Dienstleute (das Gesinde) im Haushalt ihrer Dienstherren. Sie verdienten nicht genug Geld, um das Bürgerrecht erwerben zu können. Berufe ohne Ansehen Gaukler, Totengräber und Henker galten als unehrenhafte Berufe. Bettlerinnen und Bettler zählten zur untersten Schicht der Stadtbevölkerung. Alle diese Menschen waren persönlich frei. Schattenseiten des Stadtlebens Die Gassen und Straßen waren eng und voller Müll und Schmutz. Es gab weder Müll- noch Abwasserentsorgung. Ungeziefer und Ratten vermehrten sich. Dadurch konnten sich Krankheiten rasch verbreiten. Auch Brände breiteten sich oft rasend schnell aus, da viele Häuser aus Holz waren. M4 Mittelalterlicher Handwerksbetrieb: Frau, Mann und Kind gehen ihren Tätigkeiten nicht getrennt voneinander nach. (Gemälde von Jean Bourdichon, 15. Jh.) M5 Wohlhabende unterstützen arme Leute. Auf dieser Miniatur ist die heilige Elisabeth von Thüringen zu sehen. (Miniatur, Nikolaus Glockendon, 1529/30) 1 Liste mithilfe der Darstellungen von Carcassonne (M1) und Salzburg (M3) die Merkmale einer mittelalterlichen Stadt auf. (HMK I) 2 Vergleiche Carcassonne (M1) und Salzburg (M3) mit Innsbruck (M2). Stelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede fest. Begründe mithilfe eines Stadtplans (zB Google Maps), warum Innsbruck durch seine Lage gut geschützt war. (HMK II) 3 Ermittle mithilfe eines Atlas, welche Flüsse die Menschen bei Frankfurt (zwei Möglichkeiten!), Erfurt, Schweinfurt und Klagenfurt leicht überqueren konnten, da das Wasser dort nicht tief war. (HOK II) 4 Das Gemälde M4 zeigt einen typischen Arbeitstag im Mittelalter. Vergleiche ihn mit einem Werktag in deiner Familie. (HOK II) 5 Beschreibe die Tätigkeit des Kindes in M4. Vergleiche sein Leben mit dem, das heutige Kinder führen. (HOK II) 6 Diskutiert, ob es für bedürftige Menschen besser wäre, von Wohlhabenden unterstützt zu werden, oder ob staatliche Unterstützung wie heute besser ist. Findet Argumente und begründet diese auch. (PUK III) 7 Vergleiche die Situation der Menschen in mittelalterlichen Städten mit der von Menschen, die auf einer Burg lebten (S.78 f.). Zähle Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf. (HMK II) 8 Findet in Kleingruppen heraus, wie alt der Ort ist, in dem sich eure Schule befindet, und ob es noch Reste von Befestigungen oder Stadtmauern gibt. Gestaltet ein Plakat über die Geschichte eures Ortes. (HOK III) ca. 900 n. Chr. ca. 1500 n. Chr. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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