Zeitbilder 2, Schulbuch

86 M6 Jude, Christen und König (Sachsenspiegel, entstanden um 1230, aufgezeichnet in der Dresdner Bilderhandschrift, Buchmalerei um 1350) M9 Die jiddische Sprache Q Jiddiš is gor ništ asoi šwer! Jiddiš, is die šprach, woß ich hob sejr štark lib, ße is an jeruše, woß fun majn kindhajt mir blib. Ich hob si tomed gehert, tog oiß un tog ajn machmeß, men hot‘ß geredt baj unds in der hejm. Un wolt ir‘ß gich lernen, asoi hertß ale gut her, wajl jiddiš, undser lošn, is gor ništ so šwer! (nach: Chaim Frank, Jiddiš is gor ništ asoi šwer!, hagalil, 24.10.2002) Jüdisches Leben in der mittelalterlichen Stadt Ghetto Die jüdische Bevölkerung lebte ab dem 13. Jh. häufig abgetrennt in einem eigenen Stadtviertel (Ghetto). Oft umgab eine Mauer, deren Tore nachts geschlossen wurden, das Judenviertel. Manche Judenviertel befanden sich innerhalb der Stadtmauern (zB in Wien), andere außerhalb (zB in Magdeburg). Dennoch gab es viele Kontakte zur übrigen Bevölkerung. Juden durften kein Handwerk ausüben, daher waren viele Händler, aber auch Ärzte. Nur sie durften Geld gegen Zinsen verleihen. Christen durften nicht mit Juden unter einem Dach leben oder für sie arbeiten. Mit dem Beginn der Kreuzzüge verschlechterte sich die Situation der Juden. Juden wurden fälschlicherweise beschuldigt, das Christentum beleidigt oder Brunnen vergiftet zu haben. Dies und hohe Schulden mancher Bürger bei jüdischen Geldverleihern führten immer wieder zu grausamen Verfolgungen und Vertreibungen (= Pogromen) und zur Ermordung zahlreicher Jüdinnen und Juden. Als Zeichen der Ausgrenzung mussten sie ab dem 13. Jh. einen Judenhut und einen gelben Fleck auf der Brust tragen. Trotz dieser Lebensbedingungen entstand in den Ghettos jüdische Kultur. Eine eigene Sprache, das Jiddische, entwickelte sich aus Mittelhochdeutsch mit hebräischen, romanischen und slawischen Elementen. Leben in der Stadt Bürger Viele Menschen in einer Stadt waren persönlich frei. Sie mussten nur dem Stadtherrn Steuern zahlen. Bürger einer Stadt konnte jedoch nur sein, wer dort ein Haus hatte, ein Handwerk ausübte oder als Kaufmann tätig war. Zünfte und Gilden Um ein Handwerk ausüben zu können, mussten Handwerker einer Zunft* und Kaufleute der Kaufmannsgilde* angehören. Um aber in diese Berufsgemeinschaften aufgenommen zu werden, mussten die Bewerber oder Bewerberinnen eine hohe Summe Beitrittsgeld zahlen. Zünfte und Gilden legten die Zahl der Betriebe, die Berufsausbildung, Preise und Herstellung der Güter fest. Verstarb eine Meisterin oder ein Meister, sorgte die Zunft für die unmündigen Kinder. Meisterinnen In manchen Berufen waren auch Frauen als Meisterinnen tätig – vor allem im Textilgewerbe. Oft führten sie nach dem Tod ihres Mannes den Betrieb als Witwe weiter. Auch Frauen waren Mitglieder in den Zünften. M8 Bischof Hutzman über das Ghetto in Speyer (11. Jh.) Q Als ich das Dorf Speyer zur Stadt machte, glaubte ich das Ansehen dieses unseres Ortes zu vertausendfachen, indem ich auch Juden dort zuziehe. Ich habe die Zugezogenen außerhalb der Wohnstätten der übrigen Bürger angesiedelt, und damit sie nicht so leicht von der Unverschämtheit des minderen Volks beunruhigt werden, habe ich sie mit einer Mauer umgeben. (nach: Markus J. Wenninger: Grenzen in der Stadt?, 2004) M7 Häufig arbeiteten Juden auch als Ärzte. (Zeichnung aus einer Handschrift des 13. Jh., Trinity College, Cambridge) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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