Zeitbilder 2, Schulbuch

92 Christentum, Judentum und Islam M1 Mönche (Glasmalerei im Kölner Dom, um 1525) Das Christentum Entstehung Das Christentum entstand aus dem Judentum. Nach christlichem Glauben ist Jesus Christus der Sohn des einen Gottes Israels. Als Messias erlöst er die Menschen von der Sünde. Die Bibel berichtet, dass Jesus zur Zeit des Kaisers Augustus in Bethlehem geboren und um das Jahr 30 in Jerusalem gekreuzigt wurde. Gott soll ihm durch die Auferstehung ewiges Leben gegeben haben. Jesus lehrte mit Nächstenliebe eine neue Lebenseinstellung: Alle Menschen, egal ob Mann oder Frau, frei oder versklavt, sind als Kinder Gottes gleich viel wert. Ihnen allen versprach der neue Glaube nach dem mühevollen täglichen Leben auf der Erde Erlösung im ewigen Leben. Die christliche Lehre verbreitete sich im gesamten Römischen Reich. Christenverfolgungen Das Christentum ist ein Monotheismus: Man glaubt nur an einen Gott. Also verehrten christliche Menschen weder antike „heidnische“ Götter noch römische Kaiser als Götter. Das weckte Misstrauen. Nach dem Brand Roms (S.52) beschuldigte Kaiser Nero die Christen der Brandstiftung und ließ in der ersten großen Christenverfolgung viele töten – auch die Apostel Petrus und Paulus. Bis ins Jahr 300 gab es immer wieder Christenverfolgungen. Christinnen und Christen wurden verhaftet, ins Gefängnis geworfen oder gar getötet. Viele kämpften in Amphitheatern um ihr Leben. Toleranz Kaiser Konstantin I. ermöglichte den Christen im ganzen Reich freie Religionsausübung (313). Er erlaubte die alten Religionen, bevorzugte aber das Christentum mit eigenen Gotteshäusern und dem Sonntag als gesetzlichem Feiertag. Er hoffte auf Unterstützung durch Christinnen und Christen (S.53). Christen konnten nun auch Staatsämter übernehmen. Auf dem Sterbebett trat Konstantin zum Christentum über. Staatsreligion Ende des 4. Jh. erklärte Kaiser Theodosius I. das Christentum zur Staatsreligion. Er verbot nichtchristliche Kulte, auch die Olympischen Spiele, ließ Tempel schließen oder zerstören und „heidnische“ Menschen verfolgen. Päpste Die Bischöfe von Rom nannten sich Nachfolger des Apostels Petrus. Sie forderten daher den Vorrang vor den anderen Bischöfen und dann auch die Führung der Kirche als Päpste. Nach der Teilung in ein West- und ein Oströmisches Reich (395) übernahm der Patriarch* von Konstantinopel* die Führung der oströmischen Kirche. Er ordnete sich dem Papst in Rom nie unter. M2 Klosterregeln Q Wie es einen bitteren und bösen Eifer gibt, der von Gott trennt und zur Hölle führt, so gibt es den guten Eifer, der von den Sünden trennt, zu Gott und zum ewigen Leben führt. Diesen Eifer sollen also die Mönche mit glühender Liebe in die Tat umsetzen, das bedeutet: Sie sollen einander in gegenseitiger Achtung zuvorkommen; ihre körperlichen und charakterlichen Schwächen sollen sie mit unerschöpflicher Geduld ertragen; im gegenseitigen Gehorsam sollen sie miteinander wetteifern; keiner achte auf das eigene Wohl, sondern mehr auf das des anderen. (nach: Regeln des hl. Benedikt von Nursia*, Abschnitt 72, 6. Jh.) M3 Kaiser Trajan schreibt an Plinius. Q Bei den Untersuchungen gegen die, die dir als Christen gemeldet wurden, hast du es den Vorschriften entsprechend gemacht: Es muss nämlich von Fall zu Fall entschieden werden. Eine allgemeingültige Regel gibt es nicht. Man soll sie nicht suchen. Aber wenn sie angezeigt und angeklagt werden, muss man sie bestrafen, aber wenn einer leugnet, Christ zu sein und das durch ein Gebet an unsere Götter nachweist, muss er wegen seiner Reue straflos bleiben, auch wenn er vorher verdächtig war. Anonymen Anzeigen darf man aber in keinem Prozess nachgehen. Das wäre ein sehr schlechtes Beispiel und passt nicht in unsere Zeit. (nach: Plinius (um 61–115), Brief X, 97) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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