Zeitbilder 2, Schulbuch

96 Die Kreuzzüge M1 Kreuzzugspredigt Papst Urbans II. in Clermont, 1095 Q Ihr Volk der Franken, ihr seid Gottes geliebtes und auserwähltes Volk, an euch richtet sich meine Rede. Das Volk der Sarazenen, ein ganz gottloses Volk, hat das Vaterland des Herrn in seiner Gewalt und die dortigen Christen elend umgebracht. Ihr überaus tapferen Ritter, gürtet eure Schwerter und tretet den Weg zum Heiligen Grab an. Nehmt das Land dort dem gottlosen Volk weg und macht es euch untertan. Ewiger Lohn im Himmel ist euch gewiss. (nach: Robertus Monachus, Historia Hierosolymitana I, 1–2, 1107–1120) M3 Schlacht vor Antiochia: Ein Bischof kämpft im ersten Kreuzzug. (Miniatur aus der „Geschichte der Kreuzzüge“, Frankreich, 1250–1259) M4 Belagerung von Nikäa (heute: Türkei); Kreuzfahrer schleudern Köpfe getöteter Osmanen über die Mauer. (französische Miniatur, 13. Jh.) Kreuzritter In ihren Eroberungskriegen nahmen die muslimischen Heere auch Palästina ein und herrschten nun im „Heiligen Land“, also an Orten, die wichtig für den christlichen Glauben waren wie Jerusalem oder Bethlehem. Daher rief Papst Urban II. 1095 in einer Rede zu einem Kreuzzug* auf, der diese Gebiete von den „Ungläubigen“ befreien sollte. Er versprach, den Kreuzfahrern dafür die Sünden zu erlassen. Die Ritter Europas zogen nicht nur aus religiösen Gründen los: Viele, die keine Chance hatten, die väterliche Burg zu erben, weil sie einen älteren Bruder hatten, wollten dort Land erobern und ihre eigene Burg in einem Kreuzfahrerstaat bauen. Im 12. und 13. Jh. zogen immer wieder Ritterheere nach Palästina, das sie schon im ersten Kreuzzug erobert hatten. Sie plünderten Jerusalem. Doch nach zwei Jahrhunderten ging das Heilige Land wieder verloren. Die Zahl der Opfer war auf beiden Seiten groß. Judenmorde Noch vor den Ritterheeren des ersten Kreuzzuges machte sich ein „Volkskreuzzug“ aus vorwiegend einfachen Menschen auf den Weg ins Heilige Land. Sie hatten gehört, dass in Palästina Muslime Christinnen und Christen unterdrückten. Daher begannen sie, alle Fremden zu hassen und wollten auch Juden, die sie als „Gottesmörder“ und „Feinde Christi“ bezeichneten, in der Heimat bekämpfen. Sie ermordeten in Städten im Rheinland wie Mainz, Köln, Worms und Speyer unzählige Jüdinnen und Juden. M2 Ibn al-Atir beschreibt den Einfall der Kreuzritter (= „Franken“). Ibn al-Atir war ein arabischer Historiker und lebte von 1160–1233. Q Die Franken wandten sich also gegen Jerusalem und nahmen die Stadt nach 40 Tagen ein. Die Einwohner wurden ans Schwert geliefert, und die Franken blieben eine Woche in der Stadt, während derer sie die Einwohner mordeten. Eine Gruppe von diesen suchte Schutz in Davids Bethaus, verschanzte sich dort und leistete einige Tage Widerstand. Nachdem die Franken ihnen das Leben zugesichert hatten, ergaben sie sich; die Franken hielten den Vertrag. In der Al-Aqsa-Moschee aber töteten die Franken mehr als 70000 Muslime, unter ihnen viele, die ihr Land verlassen hatten, um in frommer Zurückgezogenheit an diesem heiligen Ort zu leben. Aus dem Felsendom raubten die Franken mehr als 40 Silberleuchter und andere unermessliche Beute. Die Flüchtlinge erreichten Bagdad im Ramadan. Am Freitag kamen sie in die Hauptmoschee und flehten um Hilfe, sie waren in Tränen und rührten zu Tränen bei der Erzählung, was die Muslime in dieser erhabenen heiligen Stadt erlitten hatten: die Männer getötet, Frauen und Kinder gefangen, alle Habe geplündert. Wegen des schweren Unglücks, das sie erduldet hatten, brachen sie sogar das Fasten. Die verschiedenen muslimischen Fürsten lagen untereinander im Streit. So konnten die Franken das Land besetzen. (nach: Francesco Gabrieli (Hg.): Die Kreuzzüge aus arabischer Sicht, 1975) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=