Sind Hausübungen ein unverzichtbares Lerninstrument oder eher eine Gefahr für die Bildungsgerechtigkeit? Darüber spricht im Podcast #KlasseZwanzigZukunft Familienpsychologin Simone Breitenfeld.
öbv-Geschäftsführer und Podcast-Host Philipp Nussböck diskutierte mit Kinder-, Jugend- und Familienpsychologin Simone Breitenfeld von der Praxis Fördercheck den Sinn oder Unsinn von Hausübungen. Sie beleuchten dabei, wie Hausübungen gestaltet sein sollten, welche Alternativen es gibt und ob es sinnvoll wäre, sie ganz abzuschaffen.
Die zentrale Erkenntnis gleich vorweg: Ob Hausübungen sinnvoll sind, hängt davon ab, wie sie gestaltet sind. Aufgaben, die lediglich ungelösten oder zu kurz gekommenen Stoff aus dem Unterricht nach Hause verlagern, verfehlen in der Regel ihr Ziel. Breitenfeld betont: „Wiederholung ist wichtig – aber in einem überschaubaren Rahmen.“ Wenn Kinder nicht wissen, was sie tun sollen oder sich vor einem Aufgabenberg überfordert fühlen, ist das kontraproduktiv.
Hausübungen können hilfreich sein, wenn …
Ein oft übersehener Aspekt ist die Haltung der Eltern. „Wenn Eltern jeden Tag betonen, wie stressig Hausübungen sind, nimmt das Kindern die Motivation“, so Breitenfeld. Die Psychologin rät dazu, Hausübungen nicht als Familienkrise zu behandeln, sondern sie als alltäglichen Lernmoment zu integrieren – ohne Perfektionismus, aber mit ehrlichem Interesse am Tun der Kinder.
Eltern können unterstützen, indem sie…
Was auf den ersten Blick der Idee der „Eigenständigkeit“ widerspricht, sieht Breitenfeld differenzierter: Gemeinsames Lernen mit Freund*innen kann entlasten und motivieren. Dabei lernen Kinder nicht weniger selbstständig – im Gegenteil: Sie üben zusätzlich soziale Kompetenzen wie Absprachen, Planung und gegenseitige Unterstützung.
Ein großer Knackpunkt: Nicht alle Kinder haben die gleichen Voraussetzungen zu Hause. Während manche auf Unterstützung zählen können, stehen andere allein da – sei es aus sprachlichen, sozialen oder zeitlichen Gründen. Simone Breitenfeld plädiert deshalb für alternative Modelle wie:
Ihr Fazit: „Der Übungseffekt ist wichtig – aber er muss nicht zwangsläufig zu Hause stattfinden.“
In der abschließenden Fragerunde nennt Simone Breitenfeld drei konkrete Empfehlungen, die Lehrkräfte sofort umsetzen können:
Ganz auf Hausübungen zu verzichten, hält Breitenfeld nicht für notwendig – wohl aber für einen offenen, flexiblen Umgang mit dem Begriff. Warum nicht statt klassischer Aufgaben Projekte, Lesestoff oder kreative Präsentationen in den Vordergrund stellen? Aber sie kann sich auch eine hausübungsfreie Schule vorstellen, wenn Wiederholung fix im Schulalltag verankert ist. Ob es in Zukunft noch Hausübungen geben wird, bleibt also offen.
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Dieser Artikel ist nur eine verkürzte Zusammenfassung. Noch mehr kluge Gedanken und interessante Inspiration gibt es in der Podcastfolge.
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