Wie können junge Menschen in der Schule mitbestimmen?

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Titelbild Magazin Podcast3

Wie kann Partizipation im Schulalltag ganz konkret aussehen? Darüber spricht Linda Simon von YEP im Podcast #KlasseZwanzigZukunft.

Junge Menschen verbringen einen Großteil ihres Alltags in der Schule – mitgestalten dürfen sie dort aber nur selten. öbv-Geschäftsführer Philipp Nussböck hat im Podcast #KlasseZwanzigZukunft mit Linda Simon von YEP darüber gesprochen, wie Partizipation im Schulalltag konkret aussehen kann. Sie erklärt, warum Beteiligung für Demokratiebildung sinnvoll ist, aber auch den Schulalltag verbessert.

Jugendliche wollen mitreden – und sollten es auch

Philipp Nussböck bringt es gleich zu Beginn auf den Punkt: Jugendliche verbringen einen Großteil ihres Lebens in der Schule – mitbestimmen dürfen sie dort aber kaum. Linda Simon kennt dieses Gefühl nur zu gut. In ihrer eigenen Schulzeit hat Partizipation bestenfalls bedeutet, eine Couch ins Klassenzimmer stellen zu dürfen. Erst im späteren Berufsleben erlebte sie echte Selbstwirksamkeit.

„Die Krisen in der Welt führen bei jungen Menschen zu einem Gefühl von Ohnmacht. Als Gegenpol kann man Selbstwirksamkeitsmomente schaffen, indem man sie mitbestimmen lässt.“

Dabei ist das Bedürfnis nach Mitbestimmung riesig – gerade in Zeiten von Klimakrise, Krieg und Pandemie. Jugendliche erleben sich oft als machtlos. „Selbstwirksamkeit entsteht, wenn man merkt: Ich kann etwas verändern“, erklärt Simon. Und genau solche Momente lassen sich gezielt schaffen – durch echte Beteiligung.

Expert*innen der eigenen Lebensrealität

Einer der zentralen Gedanken der Podcastfolge ist ebenso simpel wie wirkungsvoll: Jugendliche sind Expert*innen ihrer eigenen Lebensrealität. Wer könnte besser die Frage beantworten, wie Schüler*innen am besten lernen als sie selbst? Partizipation in Bildungsfragen bedeutet deshalb auch Zuhören. Nicht nur, weil es wertschätzend ist, sondern weil dadurch bessere Lösungen entstehen – bei der Gestaltung des Schulalltags, aber auch beim Erstellen von Bildungsmedien. Deshalb berät den öbv ein Jugendbeirat bei aktuellen Projekten.

„Jugendliche sind Expert*innen ihrer eigenen Lebensrealität. Wie sie am besten lernen, darüber können nur sie Auskunft geben.“

Demokratie muss geübt werden – auch in der Schule

Beteiligung ist kein einmaliges Projekt, sondern ein Prozess. Und dieser beginnt mit einer Haltungsänderung: Wer echte Partizipation ermöglicht, muss Verantwortung abgeben – und den Jugendlichen auf Augenhöhe begegnen. Das bedeutet auch, dass Lehrkräfte ihre Rolle verändern müssen. Statt souveränen Wissensvermittler*innen sind sie jetzt Begleiter*innen in einem Prozess, der sich nicht hundertprozentig durchplanen lässt. Dabei müssen sie auch Unsicherheit aushalten. Denn Beteiligung bedeutet auch, dass man nicht immer weiß, was dabei herauskommt.

„Lehrkräfte haben viel auf ihrer Agenda, da kommt Partizipation ihnen oft wie ein zusätzliches Thema vor. Man kann sie aber meistens sehr gut in bestehende Dinge einfließen lassen.“

Konkrete Ideen für mehr Beteiligung im Schulalltag

Linda Simon nennt einige Beispiel, wie man Partizipation im Schulalltag umsetzen kann – teilweise ohne Mehraufwand:

  • Unterrichtseinstieg: Schüler*innen via Post-its oder Online-Tools ihre Assoziationen oder Meinungen zum Thema der Unterrichtsstunde mitteilen lassen, kleine Abstimmungen machen
  • Klassensprecher*innenwahlen mit soziokratischem Ansatz
  • Ideenwettbewerb für Schulprojekte
  • partizipatives Budget für einen Klassenausflug oder die Schulbibliothek
  • Bildung eines „Jugend-Consultingteams“ zu einem konkreten Thema
  • Gemeinsame Regeln entwickeln für das Klassenzimmer, für Projekte oder den Umgang miteinander

All diese Formate haben eines gemeinsam: Sie schaffen Raum für Mitsprache und Verantwortung – und fördern demokratische Kompetenzen.

„Bei Partizipationsprozessen müssen Jugendliche andere Meinungen aushalten und sich einigen. Diese Demokratieerfahrungen sind sehr relevant für ihr späteres Leben.“

Drei einfache Schritte für mehr Partizipation

Linda Simon gibt Lehrer*innen drei konkrete Tipps mit auf den Weg:

  1. Junge Menschen ernst nehmen und zuhören.
    Das klingt banal, hat aber große Wirkung. Schon das Gefühl, gehört zu werden, verändert viel.
  2. Keine Angst haben, Verantwortung abzugeben.
    Schüler*innen wollen Verantwortung tragen – und sie können das auch.
  3. Üben, üben, üben.
    Partizipation gelingt nicht immer auf Anhieb. Sie muss gelernt – und gelebt – werden.

Gerade weil Lehrkräfte so viel auf ihrer Agenda haben, erscheint Partizipation oft wie ein Zusatzthema. Doch sie muss keinen Mehraufwand mit sich bringen – sondern sie kann oft ganz einfach in Bestehendes integriert werden.

„Die Jugendlichen sind 20 Prozent der Bevölkerung – aber 100 Prozent der Zukunft.“

Sie möchten noch mehr erfahren?

Dieser Artikel ist nur eine verkürzte Zusammenfassung. Noch mehr kluge Gedanken und interessante Inspiration gibt es in der Podcastfolge.

Übrigens: Wer auf der Suche nach konkreten Methoden ist, findet im kostenlosen Whitepaper „Partizipation in der Schule“ des öbv viele praxiserprobte Anregungen.

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