Wie setze ich KI sinnvoll im Unterricht ein?

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Titelbild Magazin Podcast16

Wie kann ich Künstliche Intelligenz in den Unterricht integrieren und Schüler*innen KI-Kompetenz vermitteln? Darüber spricht der AHS-Lehrer Bernhard Gmeiner im Podcast #KlasseZwanzigZukunft.

Künstliche Intelligenz ist längst kein Zukunftsthema mehr – sie ist mitten in unserem Alltag angekommen. Doch wie können Lehrkräfte KI-Tools im Unterricht sinnvoll einsetzen? Wie können sie junge Menschen motivieren, trotz ChatGPT & Co. noch selbst zu denken? Und wie können sie mit KI arbeiten, ohne selbst schon Expert*innen zu sein? Genau diese Fragen hat Anna, eine Lehrerin aus Wien, gestellt. Antworten gibt es in dieser Podcastfolge, in der die damalige öbv-Geschäftsführerin Christina Hauer mit Bernhard Gmeiner spricht, der Lehrer für Englisch, Geografie und wirtschaftliche Bildung an einer AHS in Wien ist. Bernhard beschäftigt sich intensiv mit KI im Unterricht und teilt praxisnahe Tipps und wertvolle Erfahrungen.

Schule muss auf KI vorbereiten

„Ich finde, das ist wirklich eine der Kernaufgaben von Schule in der nächsten Zeit.“ – Mit diesen klaren Worten beschreibt Bernhard die Bedeutung von KI im Bildungskontext. Junge Menschen müssen verstehen, wie KI funktioniert, welche Chancen sie eröffnet – und wo ihre Grenzen liegen. Schule hat die Aufgabe, Schüler*innen auf eine Zukunft vorzubereiten, in der KI selbstverständlich dazugehört. Dabei geht es nicht darum, dass Lehrkräfte sofort Expert*innen sein müssen. Bernhard empfiehlt, mit kleinen Schritten zu beginnen und KI-Tools einfach regelmäßig auszuprobieren.

„Der wichtigste Punkt ist einfach, ChatGPT auszuprobieren: Wie sieht das aus? Was kann ich damit machen?“

KI als Unterstützung, nicht als Ersatz

Ein zentraler Gedanke zieht sich durch das ganze Gespräch: KI ist kein Ersatz für das Denken und Arbeiten der Schüler*innen. Gerade für die Unterrichtsvorbereitung kann KI aber wertvolle Unterstützung leisten:

  • Komplexe Themen herunterbrechen: KI hilft, schwierige Inhalte in einfachere Sprache zu übersetzen – ideal für unterschiedliche Lernniveaus oder mehrsprachige Klassen.
  • Individualisierung: Texte können an das Leistungsniveau einzelner Schüler*innen angepasst werden. Das ermöglicht differenziertes Arbeiten.
  • Kreative Ideen: Ob Kreuzworträtsel, Geschichten oder Diskussionsfragen – KI liefert in Sekunden Material, für das man sonst viel Vorbereitungszeit bräuchte.
„KI ist kein hundertprozentiger Ersatz für irgendetwas. Das Vollenden der Tätigkeit übernimmt immer noch der Mensch – und das ist auch gut so!“

Konkrete Beispiele aus dem Unterricht

Bernhard gibt spannende Einblicke in seinen eigenen Unterricht:

  • In Geografie und Wirtschaft hat er mit KI ein fiktives Land entwerfen lassen, um die Grundprinzipien eines Wirtschaftssystems greifbarer zu machen.
  • Außerdem erklärte er komplizierte Börsenmechanismen wie Kaufoptionen mit einer einfachen, von KI generierten Geschichte über Äpfel – und erlebte Aha-Momente bei seinen Schüler*innen.
  • Im Englischunterricht nutzt er KI, um Texte auf verschiedene Sprachniveaus herunterzubrechen oder in Minuten Kreuzworträtsel mit den wichtigsten Vokabeln zu erstellen.

Das Ergebnis: KI kann dabei unterstützen, differenzierter, anschaulicher und spannender zu unterrichten – ohne dass Lehrkräfte in Mehrarbeit versinken.

Chancen und Risiken bewusst thematisieren

So hilfreich KI ist – Lehrkräfte müssen auch die kritischen Aspekte ansprechen. Besonders wichtig: Schüler*innen sollen lernen, dass KI keine Abkürzung zum Erfolg ist. „Natürlich war die erste Reaktion vieler: Super, dann muss ich die Hausübungen nicht mehr machen“, erzählt Bernhard. Genau hier beginnt die pädagogische Verantwortung: Aufgabenstellungen müssen angepasst werden, Diskussionen über Chancen und Risiken gehören in den Unterricht.

Auch in Bezug auf wissenschaftliche Arbeiten ist das Thema sensibel. Zitate von KI lassen sich schwer überprüfen, Plagiatssoftware stößt an ihre Grenzen. Bernhard wünscht sich daher langfristig neue Formen der Matura – zum Beispiel projektorientierte Ansätze, bei denen auch der Einsatz von KI reflektiert werden kann.

„Lehrkraft zu sein ist Beziehungsarbeit.“

Trotz aller technischen Möglichkeiten bleibt für Bernhard eines im Zentrum: die Beziehung zwischen Lehrkraft und Schüler*innen. Nur wenn eine Vertrauensbasis besteht, gelingt es, Schüler*innen zur Eigenleistung zu motivieren – und ihnen klarzumachen, dass der Stolz auf ein selbst erarbeitetes Ergebnis durch keine KI ersetzbar ist.

Drei Tipps für den Start

Zum Abschluss fasst Bernhard seine Empfehlungen für Lehrkräfte zusammen, die jetzt beginnen möchten, KI in ihren Unterricht zu integrieren:

  1. Fortbildungen nutzen: z. B. über Pädagogische Hochschulen oder Online-Angebote.
  2. Kolleg*innen fragen: An vielen Schulen gibt es bereits „Pionier*innen“, die ihr Wissen gerne teilen.
  3. Selbst ausprobieren: mit kleinen Schritten starten und Erfahrungen sammeln.

Wie sieht für Bernhard die Schule der Zukunft aus? „In der Zukunft wird es individuelle Lernwege geben, also sehr konkret angepasste Lernwege für Schüler*innen.“ KI wird Lehrkräfte bei administrativen Tätigkeiten entlasten und in allen Fächern unterschiedlich eingesetzt werden. So entsteht Raum für das Wesentliche: gute Lernbeziehungen und die Förderung echter Denkleistungen.

„Das individualisierte Lernen wird ein Hauptfaktor von KI in der Schule sein, weil so ganz spezifisch auf Bedürfnisse eingegangen werden kann.“

KI kann eine enorme Bereicherung im Unterricht sein – wenn sie bewusst eingesetzt wird. Sie eröffnet Chancen für Individualisierung, erleichtert die Vorbereitung und macht Lerninhalte anschaulicher. Doch am Ende bleibt klar: Lernen lebt vom Denken – und das übernimmt kein Algorithmus, sondern immer noch der Mensch.

Weiterführende Links:

  • Diffit: Aus Originaltexten werden differenzierte Lernressourcen erstellt, je nach Klassenstufe und Sprache.
  • DeepL Write: Ein Tool zum Paraphrasieren und Finden besserer Formulierungen.
  • QuillBot: Ähnlich wie DeepL Write, dient zur Textparaphrasierung und Verbesserung von Formulierungen.
  • Copilot: Eine Chatbot-Alternative von Microsoft, basierend auf GPT-4, kostenfrei verfügbar.
  • Fobizz: Eine Online-Fortbildungsplattform für Lehrkräfte.
  • MagicSchoolAI: Sammlung verschiedener, kreativer Tools in einer sehr benutzerfreundlichen Oberfläche.
  • Kostenlose E-Books von Bernhard Gmeiner mit Tipps und Aufgabenformaten zu KI im Unterricht

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Die ganze Podcastfolge finden Sie im Podcast #KlasseZwanzigZukunft – überall, wo es Podcasts gibt!

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